Interview mit Andy Edge from Noir/ Zero
Redakteur: Roman Golub
Andy Edge from Noir/ Zero macht seit 2015 unter diesem Projektnamen Musik. Im Interview erzählte er einiges über das Label HyperdevoTunes, über sein aktuelles Album „Vocal TraX 2015-2018“,über Pläne zum neuen Album und seine Art Musik zu machen.
Was ist HyperdevoTunes?
Bevor ich mit dem Antworten der Fragen beginne, erstmal ein freundliches Hallo von mir und vielen Dank für das Interview! Mein Name ist Andy Edge from NOIR/ZERO und ich heiße euch in meiner Welt des Crossover Electronica Willkommen. :)
HyperdevoTunes ist eine Art Banner - oder Label - das Lennsy und ich damals aufgezogen haben, weil wir sehr viele unterschiedliche Musikstile hören und uns auf kreative Art und Weise gerne austoben - und das ohne Grenzen und Beschränkungen. Am Anfang war die Idee, eine Band zu gründen, aber im Laufe der Zeit kamen so viele unterschiedliche Ideen zusammen, dass wir auf die Ideen kamen, einfach alles unter einem Banner mit unterschiedlichen Projekten zu veröffentlichen. Es ist zwar für Außenstehende sehr konfus, aber für uns eine Möglichkeit, uns musikalisch zu verwirklichen und trotzdem eine gewisse Übersicht zu behalten.
Du nennst dich Andy Edge from NOIR/ZERO. Ist das dein Soloprojekt? Welche Bedeutung hat dieser Name? Wie bist du dazu gekommen?
Das ist eins meiner Soloprojekte, korrekt. Getreu dem Namen ist bin ich einfach Andy Edge und bin von NOIR/ZERO, meinem Quasi-Hauptprojekt. Der Name NOIR/ZERO hat keine wirklich tiefe Bedeutung, sondern machte einfach Sinn, nachdem wir das visuelle Konzept etwas herausgearbeitet haben. Ein Hauch Futuristisches, eine Prise Energie und Tempo und ein dazu passender Name, der genauso wie die Musik selber etwas hyperaktiv wirkt. Mein Soloprojekt "Andy Edge" sollte eigentlich damals ein ElectroRap-orientiertes Projekt sein, was sich auch im Song "Hope" eindeutig zeigt. Dass ich Solo mit diesem Projekt auf die Bühne gehen würde und es sich auch musikalisch in andere Richtungen entwickelt, hätte ich nicht gedacht.
NOIR/ZERO ist ein Duo. Mit wem bist du da unterwegs?
Korrekt, Lennsy und ich sind die aktuellen Mitglieder von NOIR/ZERO. Ich erwähnte gerade, dass NOIR/ZERO eigentlich mein Hauptprojekt ist, ich allerdings aber sichtlich ja gerade Solo durchstarte. Das liegt daran, dass NOIR/ZERO selber gerade momentan zur Pause gezwungen ist und auch in Zukunft leider - entgegen unserer Planungen und Wünsche - nicht als Duo auf die Bühne gehen kann. Ich möchte niemals nie sagen, aber Lennsy wurde Anfang 2019 wegen körperlichen und privaten Problemen zu einer unbestimmt langen Pause gezwungen. Wir arbeiteten vorher an der Vorbereitung zu Konzerten, einem neuen Album, was zu 80% geschrieben war und hatten ein Mini-Liveset für YouTube gefilmt. Leider kam es dann plötzlich anders und wir mussten unsere Pläne komplett umwerfen.
Momentan (November 2019) sieht es so aus, dass ich weiterhin mit meinem Soloprojekt auch Songs von NOIR/ZERO performen werde und nach der Veröffentlichung meines "offiziellen" ersten Soloalbums (mehr dazu später) nochmal mit Lennsy zusammenkomme, um die Zukunft von NOIR/ZERO als Duo zu besprechen. Das Projekt wird bestehen bleiben, aber es ist noch unklar, in welcher Konstellation dies geschehen wird. Lennsy und ich sind glücklicherweise noch in einem guten Verhältnis miteinander und auch sehr daran interessiert, diese neuen Songs in Zukunft zu veröffentlichen und damit auch das zweite Album fertigzustellen. Aber körperliche und seelische Gesundheit geht immer vor.
Ist Starchild Infinity ein Projekt von dir?
Ebenfalls korrekt, Starchild Infinity ist ein Synth-/Retrowave Projekt von mir, in welchem ich meine Liebe für Sci-Fi / Cyberpunk auslebe. Das Album "NeoTokyo" ist ein Liebesbrief an diese Genres und der realen Stadt Tokyo in Japan, die ich jährlich besuche und als meine absolute Lieblingsstadt auf der ganzen Welt bezeichne. Sehr viele meiner musikalischen Inspirationen und Motivationen habe ich dieser Stadt zu verdanken. Eigentlich sollte NeoTokyo das einzige Album dieses Projekts bleiben, da ich dieses Album einfach für mich gemacht habe und nicht gedacht habe, dass es sonst jemanden interessieren würde - aber viele Leute mögen das Album sehr und haben mir dies auch mitgeteilt, so dass ich einen Nachfolger verfasst habe, undzwar "Virtual Synthesis - Layer 01: The Thrill". Es ist eine mehrteilige Story über das Leben in einer Megacity, die so riesig ist und so viele Einwohner hat, dass man dort als Individuum mit der Masse - und auch der Stadt selber verschmilzt bzw. von dieser absorbiert wird. Es wird also in dieser Story auch das Thema der Einsamkeit (im positiven, wie im negativen Sinne) behandelt und beinhaltet ebenfalls spirituelle Elemente und aktuelle Themen wie die Digitalisierung unseres Alltags. Bisher gibt es nur den ersten Teil, aber ich hoffe, in Zukunft die Story weiterführen zu können.
Sind Lennsy, Falufo und Soundwave Euphoria andere Künstler bei HyperdevoTunes?
Lennsy und Falufo sind eine Person, aber zwei Alteregos. Ich bin mir nicht ganz sicher, was die Intention dahinter war.
Soundwave Euphoria war unser ursprüngliches Projekt, bevor wir HyperdevoTunes und die anderen Projekte überhaupt gründeten. Es sollte die eben angesprochene Band (als Trio) sein - das Flagschiff, das auch live geht. Wir bereiteten eine EP vor und filmten ein selbstproduziertes Musikvideo namens "Let Go". Kurz nach der Release dieses Videos und der Songs allerdings verließ uns unser damaliger Hauptsänger plötzlich. Somit war es nach jahrelangen Vorbereitungen und Arbeit plötzlich sofort wieder vorbei. Leider kommt das in der Welt der Musik sehr häufig vor. Aber es öffnete natürlich auch Tore für die anderen Projekte und Entwicklungen. Mir war nämlich zum Zeitpunkt von Soundwave Euphoria nicht bewusst, dass ich auch irgendwann die Position des Hauptsängers einnehmen würde bzw. überhaupt könnte. Wir hatten hier also einen klassischen Fall von: Eine Tür schließt sich, damit eine andere sich öffnen kann.
Seit wann machst du als Andy Edge from NOIR/ZERO Musik? Wie hast du damit angefangen? Aus welcher Motivation machst du Musik?
Dieses Projekt besteht seit 2015. Ich habe vorher schon in anderen Bands gespielt, aber dieses Konzept des "Crossover Electronica" (eine Fusion aus verschiedenen Musikstilen) besteht tatsächlich erst seit 2012-2013 und wurde dann 2015 zu dem, was es heute ist. Lennsy und ich haben damals ständig versucht, eine Band zusammenzubekommen (damals noch Electronic Metalcore / Post Hardcore), was sich aber als unmöglich erwies, da wir einfach keine Mitmusiker fanden, die bereit waren, Arbeit und Energie reinzustecken, um auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Irgendwann kam uns die Idee, einfach wild und völlig ohne Grenzen verschiedene Genres zusammenzumischen und auch als Trio oder Duo als Band auftreten zu können. Uns wurde klar, dass es nicht immer die klassische Bandkonstellation sein müsste und dass wir uns viel zu sehr eingeengt haben.
Meine Hauptmotivation ist Verwirklichung und ebenfalls Kreation. Ich wollte schon damals immer Sänger sein, aber wusste nicht, dass ich das überhaupt kann. Ich bin zwar wirklich kein guter Sänger, aber mit viel Arbeit und Mühe habe ich es geschafft, etwas zu erschaffen, das mir selber gefällt und meine Schwächen so gut es geht zu verbergen, während ich meine Stärken pushe.
Auf der Bühne zu stehen und meine Songs zu präsentieren, ist das Schönste für mich auf der Welt. Ich liebe alle Arten von Musik über alles und möchte meinen persönlichen Teil dazu beitragen. Mir ist es mittlerweile allerdings aber auch wichtig, Neues zu erschaffen und Grenzen zu brechen. Es macht für mich keinen Sinn, meine Lieblingsbands zu kopieren und so die ewige Nr.2 zu sein, sondern ich möchte etwas innovatives erschaffen und meine Zuhörer - und vielleicht auch andere Musiker, dazu inspirieren, dass wir uns künstlerisch oft viel zu sehr einengen lassen. Sprich: Wenn du Sänger bist, aber keine Band findest - geh trotzdem auf die Bühne. Lass dich nicht wegen so einer Sache aufhalten und von deinem Traum abbringen. Du hast es in der Hand, das zu tun, was dich glücklich macht. Finde einen Weg, wie es funktioniert.
Ich gebe zu, dass das, was ich mache, sich auf Papier wie Blödsinn anhört und die Leute deswegen durchaus skeptisch sein dürfen. Aber wenn man mich live sieht, wird man verstehen, dass es durchaus funktionieren kann. Bei Kunst generell gilt: The sky is the limit.
Wie produzierst du deine Musik? Wer macht das Mastering? Wie fügst du Instrumentals und Lyrics zusammen?
Bislang war der Prozess des Mischens und Masterns Aufgabe von Lennsy (mit meiner Mithilfe), was sich jetzt natürlich in Zukunft etwas schwierig gestaltet. Ich bin also momentan auf der Suche nach anderen Möglichkeiten, um Lennsy da etwas zu entlasten und auch selber unabhängiger zu werden. Ich selber habe leider keine so guten Ohren und noch weniger Geduld für die technische Seite dahinter. Ein bekannter Musikerwitz ist immer, dass, wenn man musikalisch nichts draufhat, man Sänger wird. :) Ich schreibe allerdings meine Songs schon selber. Mein Schreibprozess ist eigentlich immer, dass ich erst die Instrumentals vorbereite und später dann die Texte schreibe und beides dann zusammenfüge, bis es passt. Auch mein neues Album für 2020 steht zu diesem Zeitpunkt schon größenteils Instrumental und bald beginnt die Phase der Lyrics. Ich habe Live gemerkt, was dem Publikum und mir Spaß macht und funktioniert und werde diese Elemente auch weiter pushen und ausarbeiten.
Was willst du mit deiner Musik ausdrücken? Deine Texte sind mit einer positiven Lebensauffassung ausgestattet. Du packst sehr viel Text und Inhalt in deine Lyrics. Verarbeitest du etwas mit deinen Songs oder willst du auch Mut spenden? Wieviel Partyfeeling steckt in deinen Tracks? In welcher Stimmung schreibst du deine Lyrics? Gibt es bestimmte Anlässe, die dich zum Songwriting inspirieren?
Ich versuche wirklich, mich jetzt kurz zu fassen (was mir ja nicht besonders gut gelingt):
Du hast es gut beobachtet: Eigentlich alles davon. Meine Texte sind durchweg positiv, weil mir in der Vergangenheit aufgefallen ist, dass, vor allem in der Rockmusik und all ihren verwandten Genres, Texte oftmals entweder rebellischen, wütenden oder traurigen Inhalt haben. Ich verstehe die Intention dahinter, kann mich damit aber oftmals nicht damit identifizieren und in manchen Fällen zieht es mich sogar runter. Die Positivität ist natürlich einerseits meine eigene "Rebellion" - oder sagen wir: ein Alternativprodukt - gegenüber dieser Texte, aber auch der Einfluss der elektronischen Musik, die ich sehr gerne höre. Wenn man auf ein elektronisches Musikfestival geht, ist die Grundatmosphäre ganz anders als z.B. bei einem Rockfestival. Elektronische Musik hat zwar meistens keine besonders wertvollen Texte, aber die Grundatmosphäre ist positiver, lockerer, mehr auf Lebensfreude ausgelegt. Es gab in der alten Raveszene der 90er den Grundsatz "PLUR" (Peace, Love, Unity, Respect), der auch bei mir noch fest verankert ist. Dann haben wir den Aspekt des Rap, denn viele (Oldschool) Rap Texte aus den 80ern und 90ern sind sehr "real" und direkt geschrieben, da Rap und Hip-Hop eigentlich primär Lyrik und sekundär Musik ist. Meine Texte sind jedenfalls sehr persönlich gehalten und daher auch ehrlich. Ich spreche Probleme an, die jeder von uns, vor allem in der heutigen Zeit, kennt, aber auch meine persönlichen Schwierigkeiten in der Vergangenheit. Ich habe speziell in den letzten zehn Jahren eine sehr schwere Zeit durchgemacht und bin sehr mit dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und kompletten Verzweiflung vertraut. Ebenfalls mit dem Gefühl, dass der tägliche Schmerz so stark wird, dass man sich einfach nur Erlösung von allem wünscht. Glücklicherweise kann ich seit ungefähr einem Jahr von mir behaupten, ein sehr glückliches und erfülltes Leben zu leben und sehr zufrieden zu sein. Musiker sind oftmals eine wichtige Inspiration für ihre Zuhörer, und mir ist es wichtig, auch durch meine Musik eine sehr wichtige und inspirierende Message weiterzugeben - und zwar, dass man niemals aufgeben soll, auch, wenn es manchmal ausweglos scheint. Genauso wie ich mich durchgekämpft habe, können das andere auch und ich finde es wichtig, niemals die Hoffnung zu verlieren. Also wirst du auch feststellen, dass selbst der negativste Text von mir immer ein Fünkchen Hoffnung beinhaltet und meist auf einer positiven Note endet. Denn wenn es eines gibt, was ich im Leben gelernt habe, dann dass es immer weiter geht. Und je mehr man kämpft, umso mehr wächst man dadurch und wird stärker und das, was man sich erarbeitet, ist etwas, worauf man unglaublich stolz sein kann und sollte!
Live versuche ich das auch in meiner Performance rüberzubringen und dort gibt es dann auch das von dir angesprochene Partyfeeling. Ich motiviere das Publikum dazu, sich an der Show zu beteiligen und von ihren Sorgen kurzzeitig loszulassen und einfach Spaß und Freude zu haben. Der Grund, warum man auf Konzerte geht, sollte sein, dass man Spaß hat und etwas Positives mit nach Hause nimmt. Wenn ich es schaffe, dass jemand, der Sorgen und Probleme hat, diese bei meinem Konzert kurzzeitig vergisst und Kraft daraus schöpfen kann, ist das ein tolles Gefühl für mich. Wenn ich ein Lächeln im Gesicht meiner Zuschauer sehe, dann habe ich mein Ziel erfüllt und bereits in den jüngsten Zeiten meiner Karriere kommen ab und zu Leute zu mir und danken mir für meine positive Art und teilen mir mit, dass es ihnen Kraft gibt. Dies bedeutet mir mehr, als ich in Worte ausdrücken könnte.
Du machst teilweise sehr schnelle, manchmal auch etwas ruhigere Songs? Was steckt hinter dieser Art Musik zu machen?
Nun, es sind natürlich alles unterschiedliche Projekte, aber wie gesagt bin ich ein Fan von Variation und Vielseitigkeit. Hörern wird z.B. auffallen, dass NOIR/ZERO meistens schnelle Songs mit viel Energie bietet, während Starchild Infinity eher ruhiger und atmosphärischer ist. Aber auch bei meinem zukünftigen Soloalbum soll das Prinzip sein: Liebe Musik, nicht Genres. Viele Künstler beginnen mit einer gewissen Art von Musik und werden im Laufe der Zeit immer eingängiger und "poppiger", was Fans häufig kritisieren. Ich kann zumindest von mir behaupten, dass dies niemals passieren kann, da ich von Tag 1 schon Popmusik gemacht habe. :)
Privat habe ich schon fast eine Art CD Laden bei mir als Sammlung und auch so gut wie alles an Genres mittlerweile dabei. Ich bin der Meinung, dass in so gut wie jedem Genre etwas Gutes steckt. Ich glaube nicht an "Guilty Pleasures" und finde, dass, wenn einem etwas gefällt, man es offen hören sollte und sich nicht dafür schämen sollte. "Variety is the spice of life" sagt man im Englischen gerne mal und ich selber höre von Popmusik wie Lady Gaga, Backstreet Boys oder Coldplay über EDM & Trance, Videospiele Soundtracks, Oldschool Rap wie Public Enemy und Wu-Tang Clan, J-Pop und -Rock, K-Pop, Künstler wie Rammstein, bis hin zu extremerem Metal wie z.B. Fear Factory und Strapping Young Lad eigentlich alles querfelddurch. Ich habe auch viele Künstler und Bands mittlerweile live gesehen und war beeindruckt von den unterschiedlichen Eindrücken, die ich bekam. Jede Szene und Musikrichtung bietet irgendwas Einzigartiges.
Nach welchen Kriterien hast du die Songs ausgesucht, die auf deinem Album „Vocal TraX 2015-2018 vertreten sind?
Die Antwort auf diese Frage ist vielleicht enttäuschend, aber dieses Album ist im Prinzip ganz einfach eine Compilation aller Songs dieser Jahre, die ich live alleine performen kann. Da ich im Juni 2019 mein Livedebut gemacht habe, wollte ich den Zuschauern ebenfalls ein dazugehöriges Album bieten, auf dem die Songs, die ich live performe, vertreten sind. Dies hatte hauptsächlich den Grund, damit sie sich nicht durch den ganzen HyperdevoTunes Albumdschungel kämpfen müssen, nur um einen bestimmten Song wiederzufinden. Aber keine Angst, mein neues Album für 2020 wird ein "richtiges" Album und wird auch Remasters oder neue Aufnahmen vieler Live-Favoriten beinhalten und ich plane auch, dieses Album dann als wirkliche CD anzubieten. Ich bin ein Fan von physischen Medien und möchte auch, dass dieses Album dann alles beinhaltet, was man als "Einstieg" braucht.
Steckt eine bestimmte Hoffnung hinter dem Titel „Hope“?
In der Tat. "Hope" war mein erster Song unter dem "Andy Edge" Projekt und ist ein straighter Motivationssong, der meine persönlichen Probleme in der Vergangenheit behandelt und einfach eine Message hat, niemals aufzugeben und immer an der eigenen Hoffnung festzuhalten. Es geht auch darum, ständig an sich selber zu arbeiten und die Person zu werden, die man gerne werden möchte. Selbstverwirklichung und -verbesserung sind meiner Meinung nach sehr wichtig, denn rhetorisch gesehen haben wir alle einen wunderschönen Garten vor der Tür, den wir täglich pflegen müssen. Es ist Fakt, dass es uns manchmal nicht gut geht, uns das Leben zu Boden schlägt und wir auch keine Kraft haben, wieder aufzustehen. Aber sobald sich die Chance bietet, uns wieder zu erheben, sollten wir dies tun, denn genauso wie die Sonne jeden Tag neu aufgeht, ist jeder weitere Tag eine Chance für uns, unser Leben und das unserer Mitmenschen positiv zu beeinflussen und zu verbessern. Jeder Schritt bringt uns näher an unser Ziel. Wir dürfen nur nicht stehen bleiben.
Welche Story steht hinter dem Song „Kalestia“ und was bedeutet dieses Lied für dich?
Kalestia ist einer meiner persönlichsten und emotionalsten Songs und behandelt primär den Werdegang einer Freundin von mir, die vor vielen Jahren an einer komplizierten Art von Krebs erkrankt ist. Trotz vieler Behandlungen konnte dieser Hirntumor leider nie vollständig entfernt werden und es führte sogar so weit, dass sie irgendwann in ein Koma fiel und niemand wusste, ob sie jemals wieder aufwachen würde. Während diesem Koma hatte ich mich dazu entschlossen, meine Sorgen und Gefühle in diesem Song zu verarbeiten und mir damit auch etwas Mut zu machen. Ich habe verzweifelt an der Hoffnung festgehalten, dass sie nicht von uns gehen würde und eines Tages wachte sie tatsächlich wie durch ein Wunder geschehen wieder auf. Der Tumor und das Koma haben leider ihre Spuren hinterlassen und "Kalestia" ist heute noch in gewisser Weise eingeschränkt, aber sie war vorher schon eine motivierende und lebensfrohe Person und nach dem Koma hat sich auch nichts daran geändert. Dies hat mich wirklich inspiriert, weil sie eine Manifestierung meiner Songtexte darstellt und ich sie und ihre Geschichte in einem Song verwirklichen wollte.
Ich erzähle live daher oft als Kurzfassung, dass ich mit diesem Song zusammen mit dem Publikum das Leben zelebrieren möchte, denn man merkt an der Geschichte von Kalestia, dass es weitaus wertvoller ist, als wir uns oftmals denken. Ich für meinen Teil versuche jeden Tag, die Augen zu öffnen und das, was wir oftmals als Selbstverständlich sehen, wertzuschätzen. Für mich persönlich ist das Leben und all das, was wir haben, ein Wunder und deshalb versuche ich mittlerweile auch jeden Tag, alles, was um uns herum existiert, zu genießen. Und es ist mir mittlerweile auch wichtig, den Fokus auf das zu legen, was wir haben und nicht auf das, was wir nicht haben.
Ich habe dich beim „1000 Feuer Festival 2019“ in Gelsenkirchen live erleben können. Ich habe deinen Gig als sehr energievoll und dynamisch wahrgenommen. Woher nimmst du die Power für deine Auftritte?
Vielen lieben Dank für das Lob und dass du da warst. Ich freue mich sehr, dass es dir gefallen hat und ich arbeite daran, dass es noch mehr zum Vorschein kommt! :)
Ich denke, die Quelle meiner Inspiration und Kraft dürfte jetzt aus meinen Gedankengängen, die ich in diesem Interview erörtert habe, klar werden. Es ist einfach eine Lebensfreude, die ich auslebe und dem Publikum mitvermitteln möchte, die Liebe zur Musik selber und das Motto, seine Musik zu leben. Jeder Liveauftritt ist für mich etwas Besonderes und ich möchte zusammen mit dem Publikum so viel Spaß haben, wie möglich. Ich möchte den Zuschauern und Zuhörern zeigen, dass es sich lohnt, Träume zu verfolgen. Dass man nicht aufgeben soll, wenn es mal nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Dass das Leben immer weitergeht und dass wir es uns tatsächlich oftmals unnötig schwerer machen, als es sein müsste. Dass harte Arbeit und Mühe sich auszahlt. Und dass jemand, der sich verloren fühlt, sich aber mit meiner Message identifiziert, nicht alleine ist. Bei mir wird es kein Rockstargetue geben. Besonders wegen meiner Texte und Performance möchte ich für Zuhörer und Zuschauer jederzeit ansprechbar sein. Und ich möchte, dass jeder sich Willkommen fühlt, egal was für Musik er oder sie hört oder was für einen Lebensstil diese Person verfolgt. Der Grundgedanke ist, dass ihr so seid, wie ihr sein wollt. Nicht wie ich. Nicht wie andere.
Deshalb: Kommt bei Auftritten ruhig zu mir und sagt Hallo und gebt mir ein High-five. Oder schreibt mir über Social Media und erzählt mir, was euch erfreut und erzählt mir aus eurem Leben. Ich freue mich auf euch und nehme mir soviel Zeit, wie ich kann.
Willst du zum Schluß noch etwas sagen?
Mittlerweile dürfte klar geworden sein, dass ich mich in Textform nicht kurzhalten kann, also frage ich mich, ob ich dieses Interview als Buch einreichen soll. :) Spaß beiseite:
Ich denke, ihr habt einen guten Eindruck bekommen, wer ich bin und was ich verfolge. Ob ihr was damit anfangen könnt oder es für totalen Quatsch haltet, ist natürlich euch überlassen und ich respektiere beides, denn jeder Mensch ist anders und das ist gut so.
Jedenfalls möchte ich jedem, der es bis hierhin geschafft hat, danken und auch Roman und dem BadBlack-Unicorn meinen Dank und ein Lob für ihre Arbeit aussprechen. Es ist wichtig, kleinen Künstlern eine Plattform zu geben, denn sonst gibt es keinen Nachwuchs in der Musikwelt und ich sehe sehr viel Talent und Potenzial im Underground.
An euch da draußen: Vielleicht sieht man sich mal bei einem meiner Lives. Kommt vorbei und sagt Hallo, auch, wenn ihr schüchtern seid. Ansonsten hoffe ich, dass ich mit euch gemeinsam viel Spaß und eine gute Zeit haben und euer Leben vielleicht auch positiv beeinflussen kann. Ich für meinen Teil gebe mir große Mühe, viele weitere Lives im Jahre 2020 und in der Zukunft spielen zu können und diese Leidenschaft der Musik mit euch zu teilen. Und egal, was sein wird, ich gebe niemals auf. Can't stop, won't stop!
Danke für das Interview