(Credit: David Grosser)
Redakteur: Roman Golub
The Edge Of Reason ist eine Post-Hardcore-Band aus Deutschland. Sänger Ro Seven gab in einem Interview viele interessante Auskünfte über ihr aktuelles Album „Sting“ und die Band.
Warum habt ihr euer aktuelles Album „Sting“ genannt? Welche Gedanken habt ihr euch bei der Bezeichnung eures Albums gemacht?
Ro Seven: In unserer Gesellschaft wird uns tagtäglich eingetrichtert, dass Erfolg darin besteht, besser als andere zu sein. Anstatt uns gegenseitig zu unterstützen bekämpfen wir uns, nur um irgendeinen Vorteil zu erlangen. Ein Teufelskreis. Musik ist eine großartige Möglichkeit negative Dinge zu verarbeiten und zu überwinden. Sie birgt die Kraft, verdrängte negative Energien zu befreien und in etwas Positives und Schönes zu verwandeln. Auf diese Art schützt Musik die Menschen davor, den Verstand zu verlieren. Sie ist ein Mechanismus der Selbstverteidigung, so wie der Stachel einer Biene – vital und kraftvoll!
Was bedeutet euch das Album und wie ist es musikalisch entstanden bzw. wie habt ihr es produziert?
Ro Seven: Es hat schon eine große Bedeutung für uns. Als Nachfolger unseres ersten Albums Broken But Not Torn, welches teilweise noch unter anderer Besetzung entstand, war es für uns nicht ganz einfach ein zweites Album mit neuer Besetzung, neuen Einflüssen und einer gewissen Weiterentwicklung zu produzieren. Umso glücklicher sind wir, dass STING sehr gut von den Fans angenommen wird und die Tracks Come True und River in den iTunes Rock Charts waren. Wir tauschen unsere Song-Ideen untereinander aus und arbeiten sie dann zunächst in den proben und zuhause weiter aus. Sobald ein Song steht produzieren wir selbst eine Vorproduktion bzw. ein gut ausgearbeitetes Demo. Dies wird dann in Zusammenarbeit mit unserem Produzent Johannes Wensich vom room4 Studio weiter ausgearbeitet und finalisiert. Gemastert wurde STING von Joey Sturgis, der bereits für Bands wie Asking Alexandria oder I See Stars am Sound gezaubert hat.
Unter welchen Gesichtspunkten habt ihr das Cover von „Sting“ gestaltet? Wofür steht das dort abgebildete Stichinsekt?
Ro Seven: Das Cover ist die visuelle Umsetzung der Bedeutung des Titels, wie in der Eingangsfrage beschreiben. Die Grundlage wurde von einer befreundeten Künstlerin gestaltet und wir haben dann selbst noch ein wenig Hand angelegt.
Der Titel „A Stranger you know“ ist einer der melodischsten Songs auf dem Album. Ist das Zufall oder steht dieser Titel für etwas anderes als die übrigen des Longplayers?
Ro Seven: Wir versuchen immer großen Wert auf Melodie zu legen. Sowohl bei den etwas härten Songs, als auch bei soften Liedern. Wir mischen das sehr gern.
In der Presseinformation heißt es u.a. , dass euer Sänger Ro Seven täglich seine inneren Dämonen bekämpfen muss. Inwiefern wirkt sich dieses auch konstruktiv auf den Songwritingprozess und die musikalische Arbeit aus?
Ro Seven: Ich schreibe vor allem die Lyrics über meine eigenen Emotionen und Erfahrungen. Eine Authentizität , die auf jeden Fall unsere Songs prägt. Zudem hilft Musik sehr vielen Menschen dem Alltag ein wenig zu entfliehen und ich nutzte das Schreiben von Musik meine Emotionen zu kanalisieren und zu verarbeiten.
(Credit: David Grosser)
Eine Devise bzw. eine Aussage von euch ist „Mental Health Matters“. Inwieweit findet dieses Motto auch Ausdruck in euren Songs?
Ro Seven: Eigentlich dauernd. Psychische Probleme und Krankheiten befinden sich auf dem mVormarsch, werden aber weiterhin banalisiert und ignoriert. Uns ist es sehr wichtig unseren Fans und Hörern ein wenig Freude und Ablenkung zu schenken. Wenn unsere Musik einem Fan ein wenig hilft eine schlechte Zeit zu bewältigen macht uns das sehr glücklich.
„Insomnia“, „Squeezed Lemon und „Despair“ handeln scheinbar von wichtigen Dingen rund um das Wohlbefinden. Dort beschriebene Emotionen, und Situationen lassen sich häufig im Zusammenhang rund um mentale Fitness im täglichen Leben finden. Konkret meine ich hier Schlaflosigkeit, das Gefühl der Verzweiflung und ein resultierender Zustand des Ausgequetschtseins aufgrund starker Hingabe im Alltag. Wie wichtig sind euch diese Songs und die darin beschriebene Problematik? Aus welchen Situationen und Hintergründen sind die Lyrics dieser Tracks entstanden?
Ro Seven: Das hängt wieder direkt mit dem Thema Mentale Gesundheit zusammen. Schlaflosigkeit ist sowohl ein Symptom von Sorgen, Überforderung und dergleichen, als auch gleichzeitig ein Auslöser für weitere Verzweiflung. Die Idee zu Squeezed Lemon entstand ursprünglich aus dem Zeitdruck der Produktion von STING, entwickelte sich dann aber zu einer generellen Auseinandersetzung mit dem Thema Überforderung in unserer heutigen immer hektischer werdenden Zeit. Der Title basiert auf der Redewendung "If life gives you lemons, make lemonade". Trotz Problemen etwas Positives daraus zu machen ist erstrebenswert und eine gute Einstellung. Leider funktioniert das in Realität eben nicht immer. Despair geht tiefer, sehr viel tiefer. Hier geht es primär um Selbstzweifel und -aufgabe, sowie um Selbstverletzung. seelisch wie körperlich. Kein einfaches Thema.
Wie sehr vermisst ihr es momentan live zu spielen, da aufgrund der Pandemie Konzerte untersagt sind? Worauf freut ihr euch am meisten, wenn die Einschränkungen rund um Live-Auftritte und Events wieder zurückgefahren werden?
Ro Seven: Das vermissen wir natürlich sehr. Es waren in 2020 einige sehr tolle Festivalkonzerte und eine kleine Tour mit einer US Band geplant. Aktuell wird alles immer wieder verschoben. das ist schon sehr belastend.
Wollt ihr zum Schluss noch etwas sagen?
Ro Seven: Am wichtigsten ist, dass alle Menschen so sicher und gesund wie möglich durch diese Zeit kommen, aber wir hoffen für alle Musikfans und vor allem auch Muiskschaffenden aus so vielen Bereichen, dass es bald weitergehen kann und ihre Existenzen nicht noch länger durch die Pandemie gefährdet werden. Danke an unsere Fans für all die Liebe und den Support! Herzlichen Dank für das Interview.