Von und mit Kim (Jens Witzenleiter)
„Ich bin Kim (Jens Witzenleiter), 32 Jahre alt und komme aus der schönen Barockstadt Ludwigsburg. Bei mir handelt es sich quasi um eine Ein-Mann-Armee, und ich bin „Mädchen für alles“. Angefangen beim Schreiben des Dialogbuchs über die Regie bis hin zum Sprachschnitt und zur Vermarktung kümmere ich mich um absolut jedes Detail. Mein Label heißt Wolfy-Office. Dieser Name stammt von meinem ehemaligen Firmenmaskottchen Wolfy, für das es seit 2011 eine eigene Hörspielreihe gibt.“
Kim ist seit 2005 in der Entertainment-/Medienbranche. Damals kreierte er Wolfy als Firmenmaskottchen. „Einen grünen Lykaner, der als Blickfang bei Werbeanzeigen etc. dienen sollte. Dieser kleine Wicht bekam von mir dann noch eine eigene Backstory sowie eine Facebook-Seite, und daraufhin erhielt er sogar einiges an Fanpost. 2011 begann ich dann, eine trashige Geschichte mit Wolfy als Hauptcharakter zu schreiben und als Hörspiel zu produzieren. Nachdem das zweite Hörspiel fertig war, entschloss ich mich, das Ganze zu meinem Nebenberuf zu machen. 2016 gründete ich Wolfy-Office offiziell.“
Als Kind hörte Kim gern diverse Hörspiele, die von den Eltern vorgespielt wurden. „Ich fand das schon damals ganz spannend, man konnte die Augen schließen und sah so viele tolle Bilder! Ich bin sehr froh, diese ausgeprägte Phantasie noch heute zu haben, und finde es klasse, dass meine Große diese kreative Phantasie ebenfalls hat.“
Das erste selbst produzierte Hörspiel war 2011 „Wolfy – Men in Green „Totaler Trash mit Parodien, Albernheiten und einer extremen Phantasiewelt (lacht), aber gewollter Trash. Das Budget für was Größeres wäre zwar vorhanden gewesen, aber ich wollte einfach etwas anderes machen als üblich. Und ja, es ist sehr schwierig, in der Hörspielszene Fuß zu fassen, besonders wenn man so einen Weg geht wie ich. Meine Hörspiele kommen bei Non-Hörspielhörern ganz gut an, die lassen sich eher auf – ich sag mal – solchen Käse ein. In der Hörspielszene gab es dagegen eher negative Kommentare und Bewertungen. Viele kommen mit dieser Art von Humor nicht so gut zurecht, weshalb ich danach auch Hörspiele gemacht habe, die weniger trashig sind und wo der Humor über der Gürtellinie bleibt. Ich muss aber auch gestehen, dass ich mich erst seit diesem Jahr richtig traue, einen Fuß in die Szene zu setzen und mich den eingefleischten Hörspielhörern direkt zu präsentieren. Ich habe dabei auch ein wenig Unterstützung von Label-Kollegen, Sprechern und Fans erhalten, die mich immer wieder ermutigen.“
In der Regel vertreibt Wolfy-Office nur eigene Sachen. „Ich produziere auch nur eigene Stoffe. Allerdings lese ich gerade ein ziemlich verrücktes Buch von Michael Speier und überlege ernsthaft, mich daran zu versuchen. Mal schauen, was passiert.“
Es gibt auch ein Hörspiel, welches ihm am meisten am Herzen liegt. „Aus eigener Produktion würde ich „Blood Red Sandman“ nennen. Viele vergleichen es mit „Nightmare on Elm Street“. Dabei habe ich mich gar nicht an dieser Filmreihe orientiert. Es ist mehr eine Art Selbstmedikation, mit der ich versuche, meine eigenen Albträume und Depressionen zu verarbeiten. Die Albtraumszenen habe ich, abgesehen von zwei Aufnahmen, wirklich so geträumt. Bei so einer Story schien mir der Sandmann als Bösewicht am naheliegendsten. Ansonsten mag ich die „Alf“-Hörspiele sehr gern. Ich bin mit „Alf“ als TV-Serie und Hörspielreihe groß geworden, und ich liebe Tommi Piper, weshalb er auch der erste Profisprecher war, mit dem ich zusammenarbeiten wollte – 2012 bei „MIG2 – Men in Red“.
Eine witzige Anekdote aus seinen Produzentenleben kann „Wolfy“ auch zum besten geben. „Letztes Jahr war ich in Nidderau im Mainvision-Studio beim Benni und nahm für „Blood Red Sandman“ und „Monsterparty“ auf. Während einer der Sprecher im Aufnahmeraum war, gab ich ihm noch ein paar Regieanweisungen über den Kopfhörer durch. Als er antwortete, hielt ich mein Regiemikro ans Ohr, um ihn richtig zu verstehen (lacht). Das ist auch heute noch ein kleiner Insider zwischen Benni, Biene Schmitt (Sprecherin) und mir.“
Bei Wolfy-Office gibt es ein etabliertes Stammteam, aber man kann sich dort auch gerne als Sprecher bewerben. „In den letzten Jahren habe ich öfters mit den gleichen Sprechern gearbeitet. Chiara Haurand, Günther David und Kerstin Raphahn zum Beispiel waren seit dem ersten MIG-Teil dabei. Später kamen noch Stimmenvirtuose Joschi Hajek, Biene Schmitt, Paulina Weiner, Rieke Werner und der Schauspieler Nikolai Will dazu. Diese Sprecher kann man in fast allen meinen Hörspielen hören. Zuletzt habe ich mit Kevin Kasper, Christopher Kussin, Werner Wilkening und Stephanie Preis gearbeitet, die ich auch sehr gern bei weiteren Projekten dabeihaben will.“
„Neue Sprecher, die mitwirken wollen, müssen angenehme Personen sein; das Arbeiten mit ihnen sollte Spaß machen. Daneben sollten die Sprecher gute Leistungen bringen, wobei ich auch kein Problem damit habe, Laien für kleine Rollen zu besetzen. Außerdem sollten die Sprecher unbedingt offen für trashige Storys sein.“
Für 2018 sind noch ein paar Sachen geplant. „Dieses Jahr werde ich noch „MIG Monsterparty“ veröffentlichen, ein Kinderhörspiel. Möglicherweise werde ich daraus auch einen Hörspielfilm machen. Außerdem werde ich mit Wolfy-Office zum ersten Mal auf der „Hörmich“ sein. 2018 wird es zwar etwas ruhiger, aber nächstes Jahr haben wir sicher wieder mehr vorzuweisen.“
Das Genre Hörspielfilm hat Wolfy letztes Jahr erfunden bzw. für sich entdeckt. „Bei „Blood Red Sandman“ haben wir eine wunderbare 5.1-Abmischung produziert und das Ergebnis als Video-DVD rausgebracht. Damit der Hörer nicht auf einen schwarzen Bildschirm schauen muss, habe ich so etwas wie eine Diashow erstellt, also Bilder, die passend zu den Szenen gezeigt werden. Dieses Jahr habe ich mein Jugendhörspiel „MIG3 – Auf der Suche nach dem Blauen Affen“ als etwas aufwendigeren Hörspielfilm rausgebracht und dabei kleine, einfache Animationen erstellt. Grund dafür war keine 5.1-Abmischung, sondern der Versuch, die Leute wieder mehr fürs Medium Hörspiel zu begeistern, besonders Kinder. Ich sehe es bei meinen eigenen Kindern und auch bei den Kindergartenfreunden meiner Tochter: Die Kinder sind heute mehr auf TV-Serien aus als auf Hörspiele, obwohl Hörspiele die Phantasie doch viel mehr beflügeln. Hier würde ich gern etwas ändern – und wer weiß, vielleicht dienen meine Hörspielfilme ja als Sprungbrett.“